Die historische Tiroler Wehrordnung und die Entstehung der Schützen-Viertel

Atlas Tyrolensis - Tiroler Landesarchiv
Atlas Tyrolensis - Tiroler Landesarchiv

Von Fabian Woloschyn Lt.

Die Vierteleinteilung des Landes Tirol geht historisch auf das Jahr 1479 zurück. Damals hat man durch diese Maßnahme die Verteidigungsbereitschaft im Land gestärkt. Die regionalen Abgrenzungen waren im historischen Tirol allerdings andere, als heute gebräuchlich.

Durch das Tiroler Landlibell von 1511 schenkte Kaiser Maximilian seinem Volke die Freiheit, ihr eigenes Land zu verteidigen und das Recht, Waffen zu tragen.

Je nach Bedrohung konnten 10.000, 15.000 oder 20.000 Mann im Alter von 16- 60 Jahren eingezogen werden. Diese Mannschaft sollte mit guten Waffen und Gewehren ausgerüstet werden und deren Offiziere und „Feldwaibl“ sollten großteils aus den geworbenen Schützenkompanien rekrutiert werden. Diese setzen sich in Fähnlein und Kompanien zusammen. Das Kommando führte hier ein Viertelhauptmann. Diese Wehr und Landzuzugsordnung wurde in den letzten Jahrhunderten immer wieder erneuert und verbessert.

Die Einteilung in 18 Viertel und Distrikte organisierte die schnelle Mobilmachung im Kriegsfall an den vorgegebenen  Sammelplätzen.

Diese waren wie folgt eingeteilt:

Viertel Burggrafenamt

enthalten die Bezirke: Meran, Lana und Passeier aus dem Bezirk Bozen: Mölten und Jenesien

Viertel Ober-Etsch

Enthalten die Bezirke: Bozen (Stadt und Umgebung, mit Ausnahme von Mölten und Jenesien und den ehemaligen Gerichten Steinegg, Deutsch- und Welschnofen und Wangen), die Bezirke Sarntal und Kaltern (mit Ausnahme von den Gemeinden Kurtatsch abwärts)

Viertel Unter-Etsch

Enthalten die Bezirke: Neumarkt, Cavalese und Cembra, dann aus dem Bezirke Kaltern: Kurtatsch, Tramin und Unterfennberg; aus jenem von Mezzolombardo: Deutschmetz und Segonzano, endlich aus dem Bezirke Lavis, das ehemalige Patrimonialgericht Königsberg.

Viertel Valsugana

Enthalten die Bezirke: Pergine, Levico, Borgo, Strigno und Primör.

Viertel Trient

Enthalten die Bezirke Trient, Civezzano, Lavis (mit Ausnahme von Königsberg), Vezzano, Mezzolombardo.

Viertel Welsche Confinien

Enthalten die Bezirke von Arco, Riva, Tione, Stenico und Condino.

Viertel Lägerthal

Enthalten die Bezirke Rovereto, Nogaredo, Mori und Ala.

Viertel Nons und Sulz

Enthalten die Bezirke Cles, Malè, Fondo und das ehemalige Gericht Spaur.

Viertel Vintschgau

Enthalten die Bezirke Glurns und Schlanders.

Viertel Erstes von Oberinntal

Enthalten die Bezirke Reutte, Imst und Ried.

Viertel Zweites von Oberinntal

Enthalten die Bezirke Landeck, Silz und Telfs.

Viertel Unterinntal

Enthalten die Bezirke Innsbruck (Stadt und Umgebung), Mieders, Hall, Schwaz, aus dem Bezirk Rattenberg die Hofmark Lichtwehr.

Viertel Wipptal

Enthalten die Bezirke Sterzing und Steinach.

Viertel der drey Herrschaften

Enthalten die Bezirke  Rattenberg (mit Ausnahme der Hofmark Liechtwehr), Kufstein, Hopfgarten und Kitzbichl.

Viertel Ober-Pustertal

Enthalten die Bezirke Taufers und Enneberg (mit Ausnahme der ehemaligen Gerichte Thurn am Gader), dann aus dem Bezirk Bruneck, die ehemaligen Gerichte Michelsburg, Schöneck und Sonnenbur und den Burgfrieden – Ehrenberg zudem aus dem Bezirke Welsberg, das ehemalige Gericht Altrasen

Viertel Unter-Pustertal

Enthalten die Bezirke Lienz, Windisch-Matrei, Ampezzo und Welsberg (mit Ausnahme von Altrasen), dann aus dem Bezirk von Bruneck, das ehemalige Stadt- und Amtsgericht.

Viertel Brixen

Enthalten die Bezirke Brixen (mit Ausnahme von Rodeneck) Klausen (mit Ausnahme von Villanders), Buchenstein, Fassa und einen Teil von Enneberg.

Viertel Eissack

Enthalten aus dem Bezirk Kastelruth, dann aus dem Bezirk Brixen das ehemalig Gericht Rodeneck, aus dem Bezirk Klausen die ehemalige Gerichte Villanders und Gufidaun, dann aus dem Bezirk Bozen
(Umgebung) die ehemaligen Gericht Steinegg, Deutschnofen und Welschnofen und Wangen.

Mit dem Erlass immer neuer Wehrverfassungen rückte die Einteilung in diese Viertel und Distrikte immer mehr in den Hintergrund der militärischen Pläne zur Verteidigung des Landes.

Letztlich im Jahre 1915 wurden durch den Kriegseintritt Italiens und der Öffnung der Südfront ähnliche Konzepte in Betracht gezogen.

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